Wie alles anfing - die Gründung eines eigenen Modelabels

Der Weg von einem träumenden Teenager zum eigenen Modelabel

Ich glaube, fast jeder Modedesigner träumt davon, sich irgendwann mit seinem eigenen Label zu verwirklichen. Ich hatte schon immer das Gefühl, dass ich das einmal machen werde - hatte aber keine Ahnung wann.

Schon als Teenager war ich sehr fokussiert, wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt hatte. Seit ich mit 13 eine Dokumentation über Modedesign gesehen hatte, wollte ich nichts anderes mehr werden. Es folgten während der Schulzeit bereits Praktika bei großen Modefirmen im Design, einer Schneiderin, einer Hutmacherin sowie Zeichenkurse und Nähkurse. Bevor ich das Abitur in der Tasche hatte, rief ich das halbe Adressen-Verzeichnis der VOGUE durch, um alle namhaften deutschen Modefirmen zu fragen, welche Ausbildung ihre Designer idealerweise haben sollten. Laut meiner Strichliste war das damals die ESMOD München, also machte ich dort die Aufnahmeprüfung und bestand. Da ich hörte, dass die ESMOD eine der anstrengendsten und forderndsten Modeschulen ist, beschloss ich, nach dem Abitur noch eine einjährige Ausbildung in Textiltechnik & Bekleidung zu machen, bevor ich dort anfing.

Die Ausbildung machte mir viel Spaß, war aber extrem fordernd. Was auch durch meinem Perfektionismus nicht leichter wurde. Ich erinnere mich an drei Tage und Nächte, die ich am Stück durchgearbeitet habe, um dann halbtot ins Bett zu fallen. Teilweise fühlte ich mich wie ein Navy Seal, nur eben in meiner Modewelt. Gelernt habe ich viel, gesehen von München so gut wie nichts, aber Freundschaften für immer geschlossen.

Nach dem Studium kam der Bewerbungsmarathon. Ich ging davon aus, dass es nicht zu schwer werden würde, einen Job zu finden. Vor allem da ich Top-Noten, weitere Praktika und vor allem zwei international gewonnene Wettbewerbe vorzuweisen hatte. Aber weit gefehlt. Für die paar Designstellen, die es in der Branche gibt, kommen jährlich hunderte von neuen Absolventen der Modeschulen auf den Markt. Eine Rechnung, die nicht aufgehen kann. Ursprünglich wollte ich nach Paris, aber keins der Couture-Häuser rührte sich. Als ich persönlich dort auftauchte, ließen die Security mich nicht ohne Termin das Haus betreten oder man bot mir einen Näherei-Job mit 20 chinesischen Arbeitern im Hinterhof an. Mit wehenden Fahnen fuhr ich schließlich zurück und beschloss, Paris zu streichen und mich in Deutschland und Österreich bei meinen Favoriten zu bewerben. Wochenlang hörte ich nichts. Doch an einem Vormittag riefen kurz hintereinander auf einmal gleich zwei Firmen mit Interesse an. Ich entschied mich für die Festanstellung und gegen die Assistenz-Stelle und ging nach Österreich. Das war 2007. Ich weiß noch, dass ich damals ganz überwältigt war von der Schönheit der Gegend rund um den Attersee, wo mich mein neuer Job hinführte.

Neun Jahre als Designerin für ein internationales Premium-Label zu arbeiten, machte mir sehr viel Spaß. Ich konnte endlich zeigen, was in mir steckt, habe sehr viel lernen können und fand gute Freunde.

2015 kam dann alles anders als geplant und das war gut so

Hausbauen, Heirat, Baby. Alles auf einmal. Ich hätte das nie so geplant, aber wenn ein Stein ins Rollen kommt, rollt eben alles. So kam es auch, dass ich in der Elternzeit immer mehr mit der Selbständigkeit geliebäugelt habe. Wenn nicht jetzt, wann dann?

Also bin ich nicht mehr in meinen alten Job zurückgegangen und habe 2017 als Einzelunternehmer meine kleine Firma gegründet.

Skizzen Gründung erste Kollektion you look perfectMein Sohn kam gerade in die Kinderbetreuung und so hatte ich vormittags Zeit, das Label aufzubauen und die erste Kollektion zu entwickeln. Teilweise braucht man zehn Arme und Beine, um alles zu wuppen, Kind/Mann/Haus/Selbständigkeit - aber irgendwie ging es letzten Endes. Vor allem engagierte Großeltern und ein Mann, der mich bei allem unterstützte, machten es mir überhaupt möglich.

Der Gedanke, dass es kaum lässige und stylishe Mode auf dem Markt gibt, die man als Homewear super zu Hause tragen kann, ließ mich nicht mehr los. Außerdem war für mich von Anfang an klar, dass es Fair Fashion sein musste und möglichst nachhaltig noch dazu.

In der Mode ist es leider oft genug der Fall, in Billiglohnländern unter Umständen zu produzieren, die menschenunwürdig sind. Auch wenn man Zertifikate bekommen könnte: wer weiß was ist, sobald die Kontrolleure abgeflogen sind. Daher kam für mich nur eine faire Produktion in Europa in Frage. Wo ich noch am gleichen Tag vor Ort sein kann und die Betriebe kenne.

Die Textilbranche ist außerdem die zweitschmutzigste Branche der Welt (nach der Ölindustrie). Auch deswegen verzichte ich auf eine Produktion in Billiglohnländern, da es dort auch keine relevanten Gesetze zum Umweltschutz oder Müllentsorgung gibt. So kam eins zum anderen und das Label bekam langsam seine Identität.

Ein Jahr Vorbereitungszeit, einige Umwege und Lehrgelder hat es gebraucht, bis ich schließlich im September 2018 meine erste Kollektion auf den Markt gebracht habe. Zunächst war die Kollektion nur auf meinem Onlineshop www.youlookperfect.at und einer Premium-Plattform für deutsche Modedesigner zu erhalten, dann auch offline in ein paar Boutiquen in Österreich und in wundervollen 5 Sterne Superior Hotels.

Der Traum beginnt langsam, sich zu erfüllen. Trotzdem muss ich jeden Tag unermüdlich weiterarbeiten, um das Label weiterzubringen, neue Kundinnen zu gewinnen, neue Kollektionen zu entwickeln, weitere Boutiquen/Hotels zu finden und meinen Platz in dem Haifischbecken Mode zu bestreiten. Alles andere wäre ja auch langweilig ;-)

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